Reststoffe der AbgasreinigungBei der Abfallverbrennung fallen neben der Rost- und Kesselasche zusätzlich Flugstäube und flüssige oder feste Reststoffe in der Abgasreinigung an.
Mit Inkrafttreten des KrW-/AbfG September 1994 ist der Begriff Reststoffe durch die Formulierungen „Abfälle zur Verwertung“ bzw. „Abfälle zur Beseitigung“ ersetzt worden. In diesem Beitrag wird aufgrund der diskutierten Scheinverwertung von Flugstäuben der Begriff „Reststoffe“ verwendet, wenn kein Recycling entsprechend der in Abstimmung befindlichen EU-Abfallrahmenrichtlinie erfolgt.
Die EU-Kommission hat das von ihr gegen Deutschland im Jahre 1998 eingeleitete Vertragsverletzungsverfahren wegen der Verwertung von Abfällen im Bergbau 2003 eingestellt. Nach der seit 24. Juli 2002 geltenden Versatzverordnung dürfen schadstoffhaltige Abfälle nur noch in Salzbergwerken genutzt werden. Enthalten Abfälle Metalle wie Zink, Blei, Kupfer, Zinn, Chrom, Nickel und Eisen, müssen diese vorrangig recycelt werden, soweit dies technisch möglich und wirtschaftlich zumutbar ist.
Filterstäube aus der Siedlungsabfall- und Sonderabfallverbrennung wurden in der Vergangenheit mit hohen Schadstoffgehalten in Bergwerken eingesetzt, die nicht in trockenen Salzgesteinsformationen den dauerhaften Abschluss von der Biosphäre gewährleisten können. Im Vergleich zu den Anforderungen an die Beseitigung von Sonderabfällen in UTD hinsichtlich des Anforderungsniveaus an den Schutz der Umwelt war diese Form der Verwertung neu zu betrachten.
Flugstäube aus MVA werden heutzutage überwiegend als Bergversatz verwertet, wobei diese Entsorgung eher einer Untertagedeponierung gleicht. Die Filterstäube aus MVA können in Europa nur in Deutschland verwertet werden. Der Bergversatz von Sonderabfällen ist nur in Deutschland rechtlich als Verwertung erlaubt, in keinem anderen Land Europas.
Als Bergversatzmaterial wurden 2005 ca. 2,2 Mio. t Abfälle verwendet. Davon sind ca. 59 % (ca. 1,3 Mio t) gefährliche Abfälle. Das entspricht ca. 7 % des Gesamtaufkommens gefährlicher Abfälle (18,5 Mio t) in Deutschland. Daneben werden Filterstäube aus MVA aus Frankreich, Dänemark, Holland, Österreich, Luxemburg, Italien, Schweiz und aus noch anderen europäischen Ländern in Deutschland verwertet.
Bis Mitte der 90er Jahre wurden in Deutschland noch Entsorgungspreise von 400 - 600 DM/t Flugstaub gehandelt. Das war die Phase der Erprobung von Einschmelzverfahren. In dieser Zeit wurden Verfahren wie das Schwel-Brenn-Verfahren, Noell-Konversionsverfahren, Thermoselect-Verfahren und VEBA mit integrierter Einschmelzung aller Aschen, sowohl Rostschlacken als auch Kesselaschen und Filterstäube angeboten.
Daneben wurden noch eine Reihe spezifischer Einschmelzverfahren entwickelt, um die Qualitäten aller oder ausgewählter Rückstände von anderen thermischen Anlagen zu verbessern und auf das Niveau von Schmelzgranulat zu bringen:
- Elomelt-("Redmelt")Verfahren (Einschmelzung im elektrischen Lichtbogen) - Fosmelt-Verfahren (Einschmelzung in brennstoffbeheizter Glaswanne) - Lusor-Verfahren (Einschmelzung in elektrisch beheizter Glaswanne) - Ebara-Kubota-Verfahren (Einschmelzen im Schachtofen durch direkte Öl-/Gasbeheizung) - verschiedene Plasmaofenverfahren - CORMIN-N-Verfahren, KHD, Zyklonfeuerung mit Kohle
Mit Inbetriebnahme der GRUBE TEUTSCHENTHAL im Mai 1995 mit Entsorgungskosten von 185 DM/t Flugasche und Reaktionsprodukten aus der Rauchgasreinigung von MVA hat sich der Markt neu orientiert. Planungen für Einschmelzverfahren wurden eingestellt. Deutschland ist heute Verwertungsmonopolist in Europa für Sonderabfälle aus der Rauchgasreinigung von MVA und SVA.
Neben dem später entwickelten und ausgeführten Syncom-Verfahren der Firma Martin werden keine weiteren Versinterungs- oder Einschmelzverfahren für Flugstäube mehr auf dem deutschen Markt angeboten. 1994 wurden dann Aschewasch-Verfahren entwickelt von Techform und von der Firma von Roll Inova als FLUWA-System.
Ab 1996 wurden von der Firma von Roll Inova mindestens sieben Anlagen als saure und eine neutrale Aschewäsche in der Schweiz und 1999 eine saure Aschewäsche in der Tschechischen Republik installiert.
Beim von Roll-FLUWA-Prozess (Flugaschewaschung) werden Kessel- und Filterasche mit dem sauren Abwasser des ersten (sauren) Rauchgaswäschers bei einem pH-Wert von 3,5, einem Lösungsmittel/Feststoffverhältnis von 4 und einer Verweilzeit von 45 Minuten gewaschen. Die behandelte Asche wird mit Wasser nachgereinigt und zusammen mit der Schlacke deponiert. Die gelösten Metalle werden durch Neutralisation und/oder Zugabe von Fällungsmitteln gefällt oder durch Ionentausch abgetrennt. Der gereinigte Filterkuchen enthält bis zu 25 % Zink und kann in metallurgischen Prozessen zur Gewinnung von Zink, Cadmium und Quecksilber eingesetzt werden. Aus der Flugasche werden ≥ 85 % des enthaltenen Cadmiums, ≥ 85 % des Zinks, ≥ 33 des Kupfers und Bleis sowie ≥ 95 % des Quecksilbers abgetrennt. Die Kosten der Flugascheentsorgung nach diesem Verfahren betragen ca. 150 - 250 €/t (Winter).
Bild 8: FlUWA-Verfahren zur Flugaschewaschung der Firma von Roll Inova [8]
Das FLUWA-Verfahren [6] wurde weiterentwickelt und seit 2007 mit einer zusätzlichen Dioxinauswaschung (exDIOX) [27] mittels Flotation erweitert. Andere Verfahren [58] mit Aschewäsche und Zinkrückgewinnung gehen von einer Rückführung der Aschen in den Feuerraum zur Dioxinzerstörung und damit Vermischung mit den Rostschlacken und entsprechend gemeinsamer Verwertung im Straßenbau aus. zum Vortrag |